New Publication: Toward Sustainable Peace: A New Research Agenda for Post-Conflict Natural Resource Management

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Krampe, Florian. 2017. Towards Sustainable Peace: A New Research Agenda for Post-Conflict Natural Resource Management, Global Environmental Politics 17 (4). [Impact Factor: 2.316]. 

This forum reflects upon the current state of research on post-conflict natural resource management. It identifies two dominant perspectives on environmental peacebuilding in the literature: one focused on environmental cooperation, the other on resource risk. Both perspectives share a concern for the sustainable management of natural resources in post-conflict settings and prescribe environmental cooperation at large as a means to foster peace and stability. Yet both perspectives also feature notable differences: The cooperation perspective is driven by a faith in the potential of environmental cooperation to contribute to long-term peace through spillover effects. The resource risk perspective, however, recognizes that resource-induced instability may arise after intrastate conflict; stressing the need to mitigate instability by implementing environmental cooperation initiatives. Despite the significant contributions of both perspectives, neither has provided any cohesive theoretical understanding of environmental peacebuilding. This article suggests a timely revision of the research agenda to address this gap.

New article in The Lancet Global Health

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Avoiding catastrophes: seeking synergies among the public health, environmental protection, and human security sectors

Global health catastrophes have complex origins, often rooted in social disruption, poverty, conflict, and environmental collapse. Avoiding them will require a new integrative analysis of the links between disease, armed conflict, and environmental degradation within a socioecological vulnerability and human security context.

http://www.thelancet.com/journals/langlo/article/PIIS2214-109X(16)30173-5/abstract

Carefully managing water resources to build sustainable peace

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by Florian Krampe and Ashok Swain in Sustainable Security

Carefully planned interventions in the water sector can be an integral part to all stages of a successful post-conflict process, from the end of conflict, through recovery and rebuilding, to long-term sustainable development.

Does the better post-war water resource management contribute to peacebuilding by generating legitimacy within a society and for the state? Research has become increasingly interested in the potential role of natural resources, especially freshwater resources in war affected societies, because the misuse of natural resources is increasingly being seen as one of the key challenges for sustaining and promoting peace. This link has of late received serious traction in research and policy circles as the international community stresses the significance of environment for the peaceful societies by including both in the 2015 UN Sustainable Development Goals.

Water Management after War

Post-war countries are among the most difficult policy arenas for international agencies and domestic stakeholders. The challenge is not only to bring an end to the war and prevent violence from reoccurring, but also to help countries reset the dynamic among their internal actors on a peaceful path. The long-term adverse effects of wars further amplify this policy challenge.

Read on at Sustainable Security.

In Kosovo, Post-War Water Faults Show Challenge of Balancing Political With Technical

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Rivers have shaped the Western Balkan Peninsula’s characteristic landscape and played an important role in its history. Following the violence of the Yugoslav secession wars in the 1990s and the creation of six new nations, the number of transboundary river basins doubled from 6 to 13. In Kosovo, where independence remains a question, the water sector is a microcosm of tensions between ethnic Serbs and Albanians. The challenge of water resource management exists not only over the province’s contested national boundaries with Serbia, but between divided ethnic groups within the territory.

In recent research published in Cooperation and Conflict, I show how the international community, choosing a highly technical approach to reconstruction of the Kosovo water sector after the conclusion of violence, has frequently clashed with political realities in this landlocked and disputed territory. The United Nations Interim Administration in Kosovo (UNMIK), which assumed trusteeship of the territory in 1999 until it was replaced by a European Union mission in 2008, was caught in continuous tension between technical ideals and the limits of what politics would allow. Empirical analysis shows UNMIK’s handling of the water sector in fact impeded the peace process.

Read on at New Security Beats the blog of the Wilson Center’s Environmental Change and Security Program.

Starke Gemeinschaft oder starker Staat? Lehren für die internationale Friedensförderung aus Nepals Kleinwasserkraftwerkprojekten

von Florian Krampe

Nachkriegsländer gehören zu den schwierigsten politischen Arenen. Die Herausforderungen bestehen nicht nur darin, diese Länder dabei zu unterstützen Kriege zu beenden und neue Gewaltausbrüche zu verhindern, sondern vielmehr zu einem friedlichen Zusammenleben zurückzukehren. In diesem Zusammenhang ist in den letzten Jahren das Interesse vieler Wissenschaftler als auch vieler internationaler Akteure gestiegen, das mögliche Potential des nachhaltigen Managements natürlicher Ressourcen zu nutzen um Friedensprozesse zu unterstützen. Die Hoffnung liegt dabei darin, dass eine gute Regierungsführung („Good Governance“) und insbesondere die nachhaltige Entwicklung und Nutzung von Ressourcen wie Wasser, Wald oder landwirtschaftlichen Flächen, Kooperation zwischen Konfliktparteien ermöglichen und dabei zum Neustart der internen Beziehungen beitragen. Die wachsende Bedeutung des Zusammenspiels zwischen der Entwicklung von Frieden und Umweltschutz sowie der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen wurde erst kürzlich durch die Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen bestätigt.

In einem kürzlich in der Zeitschrift Conflict Security and Development veröffentlichten Artikel habe ich dieses Zusammenspiel näher untersucht. Nepal litt zwischen 1996 und 2006 unter einem anhaltenden Bürgerkrieg, welcher über 12.000 Todesopfer forderte und vor allem das Leben der ländlichen Bevölkerung stark beeinträchtigte. In der Studie untersuche ich die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen von Projekten zur Förderung von Kleinwasserkraftwerken in den ländlichen Regionen Nepals. Die neu gebauten Kleinwasserkraftwerke haben dabei deutlich zum Anstieg der sozialen und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung beigetragen.

Fluss in Nepal

Hatiya im Baglung Distrikt, Entwicklungsregion West in Nepal . Bild von Florian Krampe

Andererseits sind die politischen Nachwirkungen, insbesondere in Bezug auf die Frage der Legitimität des nepalesischen Staates, überraschend negativ. Eine positive Reaktion war zu erwarten, da der nepalesische Staat durch die Entwicklung von Kleinwasserkraftwerken in diesen Dörfern die Elektrifizierung der Gemeinden ermöglichte und damit unter anderem neue wirtschaftliche Möglichkeiten erschloss. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Nach erfolgreicher Erbauung der Kraftwerke und der Elektrifizierung der Gemeinden wurde die Legitimität des Staates weiter in Frage gestellt. Dadurch wurde das bereits bestehende Zerwürfnis zwischen dem nepalesischen Staat und der nepalesischen Zivilbevölkerung weiter ausgeprägt. Die Frage, die sich durch diese Beobachtung erschließt ist, ob die Erbringung von Dienstleitungen durch den Staat und damit die Entwicklung der ländlichen Bevölkerung zur Förderung des Friedens in Nepal beiträgt.

Elektrifizierung und Wasserkraft

Die Bereitstellung öffentlicher Güter, insbesondere Elektrizität, für die Bevölkerung in Nepal bleibt eine der größten Herausforderungen für den nepalesischen Staat. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung hatte in 2010 keinen Zugang zu Strom. Darüber hinaus müssen auch jene Haushalte, die ans Stromnetz angeschlossen sind, kontinuierlich koordinierte Stromausfälle erdulden. Als wasserreiches und gebirgiges Land, hat Nepal die Möglichkeit seinen Strom vollständig aus Wasserkraft zu erzeugen. Trotz dieses immensen Potentials, bleibt die Produktion allerdings weit unter der öffentlichen Nachfrage. In der Hauptstadt Katmandu leidet die Bevölkerung in der wasserreichen Monsunzeit unter koordinierten Stromausfällen von zwei bis drei Stunden am Tag. Diese Ausfälle steigen in den trockenen Wintermonaten bis auf 14 Stunden am Tag an.

Wasserkraft ist Nepals einzige wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeit der Stromerzeugung, da das Land keine eigenen fossilen Brennstoffe besitzt. Die Möglichkeiten, diese auf dem Landweg in die gebirgige und oft extrem unzugängliche Region zu bringen, sind nicht nur begrenzt, sondern auch kostspielig. Wasserkraftwerke und insbesondere Kleinwasserkraftwerke sind daher häufig die einzige Möglichkeit, entlegene Regionen und Dörfer mit Strom zu versorgen.

Stark von internationaler Entwicklungshilfe abhängig, hat der nepalesische Staat seit Kriegsende stark in diese Technologie investiert. Gelder, die unter anderem von der Weltbank und dem UNDP bereitgestellt werden, werden durch das Alternative Energy Promotion Center, das dem Ministerium für Umwelt, Wissenschaft und Technology untersteht, in die Förderung lokaler Projekte geleitet.

Blühende Landschaften…

Geländewagen in Nepal

Auf dem Weg von Baglung Basar nach Hatiya. Bild von Florian Krampe

Die Ergebnisse meiner Untersuchung zeigen eindeutig das enorme Potential von Kleinwasserkraftwerken in Nepal. Insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung der stark von Armut und Krieg betroffenen Bevölkerung wurde durch die lokale Stromerzeugung enorm gefördert und ist bei einem Besuch der Dörfer unübersehbar. Öffentliche und private Dienstleistungen, wie zum Beispiel Schulen, Kliniken und kleine Handwerksbetriebe bereichern und erleichtern das Leben. Breitbandinternet und Kabelfernsehen, mit dem zum Beispiel die Möglichkeit besteht Bundesliga zu gucken (kein Scherz), sind keine Seltenheit und verändern den täglichen Alltag und die Möglichkeiten der Bevölkerung auffallend.

Dieser Wandel hat die Verwundbarkeit der Gesellschaft gegenüber wirtschaftlichen und natürlichen Notlagen stark reduziert. So ist zum Beispiel ein ungeplanter Nebeneffekt dieser Entwicklung, dass die Erträge der lokalen Landwirtschaft stark gestiegen sind. Dies auf Grund verbesserter Bewässerungssysteme, die nicht nur Wasser zum Kraftwerk leiten, sondern auch zu den anliegenden Feldern.

Politische Auswirkungen

Aber hat diese Entwicklung auch einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Friedens in Nepal? In meiner Untersuchung habe ich mir daher auch die politischen Auswirkungen von staatlich geförderten Kleinwasserkraftwerken angeschaut. Durchgeführte Haushaltbefragungen deuten dabei darauf hin, dass die Projekte die Interaktion zwischen Mitgliedern der Dorfgemeinschaften stark gefördert haben. Dies hat wiederum dazu geführt, dass lokale informelle Regierungsformen mit einer starken Unabhängigkeit zum nepalesischen Staat gefördert wurden.

Wenngleich dies gut klingt, wenn man menschliche Sicherheit in den Vordergrund stellt, so wirft diese Beobachtung doch die Frage auf, inwieweit dies den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen Staat und Gesellschaft in diesem Nachkriegsland beeinflusst. Insbesondere da die Legitimität, welche Bevölkerungen dem jeweiligen Staat entgegen bringen, ein wichtiger Indikator der Stabilität von Nachkriegsordnungen ist.

Wirtschaftliche und soziale Unzufriedenheit waren wichtige Faktoren, die zum Ausbruch des nepalesischen Bürgerkriegs beitrugen. Obwohl die Maoistischen Rebellen am Ende des Bürgerkriegs in 2006 die unbeliebte Monarchie erfolgreich überwunden haben und zwischen 2006 und 2013 die stärkste politische Kraft im Land waren, haben die sichtbaren wirtschaftlichen und sozialen Verbesserungen nicht dazu geführt, dass die Teilung zwischen Gesellschaft und Staat überbrückt werden konnte und die Legitimität des nepalesischen Staates in den Augen der Bevölkerung anwuchs.

Das Gegenteil wäre theoretisch zu erwarten gewesen. Das Bereitstellen staatlicher Dienstleistungen, in diesem Fall durch die Versorgung mit Elektrizität, sollte die Legitimität des Staates im Auge der Bevölkerung erhöhen und dadurch zur Konsolidierung der Nachkriegsordnung und der Kohäsion zwischen Staat und Gesellschaft beitragen. Die Ergebnisse meiner Untersuchung zeigen allerdings, dass das Zusammenspiel zwischen dem Erbringen staatlicher Dienstleistungen und der wahrgenommenen Legitimität des Staates komplexer ist als oft angenommen. Die Fallstudie aus Nepal veranschaulicht dabei, wie bereits existierende Spaltungen in einer Gesellschaft durch die Bereitstellung von Kleinwasserkraftwerken nicht verringert wurden, sondern es Anzeichen gibt, dass diese Spaltung weiter befördert wurde.

Politische Konsequenzen

Die Erbringung staatlicher Dienstleistungen in der Form von Kleinwasserkraftwerken hatte sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den nepalesischen Friedensprozess. Wirtschaftliche Entwicklungen stehen dabei einer reduzierten Legitimität des Staates gegenüber. Eine gestärkte Gemeinschaft, einem schwächeren Staat.

Neben den spezifischen Ergebnissen, zeigt die Studie kritische politische Herausforderungen und Dilemmata auf. In vielerlei Hinsicht reflektiert dies die komplexe Natur internationaler Politik, insbesondere solcher, die sich mit Nachkriegsgesellschaften befasst. Darüber hinaus ist dies aber auch ein Ergebnis einer sich ständig ausweitenden Agenda internationaler Friedensförderung.

Diese Agenda hat sich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte erst in Richtung eines liberalen Friedens entwickelt, welcher als universales Rezept Demokratisierung und wirtschaftliche Liberalisierung in den Vordergrund rückte. Es folgte eine stärkere Einbeziehung internationaler Entwicklungshilfe, Indikatoren humaner Entwicklung sowie die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und einer Stärkung von Menschenrechten. Weitere Expansionen betreffen die Einbeziehung von Kinder- und Jugendrechten, geschlechtliche Gleichstellung und auch LGBT. Die nachhaltige Entwicklung natürlicher Ressourcen und der Schutz der Umwelt sind eine der letzten Hinzufügungen in dieser Hinsicht.

Brücke in Nepal

Malma im Baglung Distrikt. Bild von Florian Krampe

Die Ausweitung der Debatte internationaler Friedensförderung reflektiert die gestiegene Komplexität von dem, was ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben ausmacht – insbesondere in Nachkriegsländern und -zeiten. Allerdings verdeutlicht es auch, wie schwer es ist Erfolg und Misserfolg friedensbildender Maßnahmen zu erfassen. Viele der heutigen Friedensprozesse erleben eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure und Interventionen, welche vermehrt interagieren und dabei unbeabsichtigte als auch ungewisse Ergebnisse erzeugen. Der Fall Nepal ist ein Beispiel von vielen.

Es ist klar, dass mehr Forschung benötigt wird, um die Komplexität und das Zusammenspiel unterschiedlicher friedensbildender Maßnahmen und insbesondere das Potential nachhaltigen Ressourcen Managements in Nachkriegsgesellschaften zu verstehen.

Die separate Betrachtung von Staat und Gesellschaft ist dabei wichtig. Aber wichtiger ist es noch, die Interaktionen zwischen diesen beiden essentiellen Komponenten einer friedlichen gesellschaftlichen Grundordnung zu verstehen. Die Stärkung lokaler Gemeinschaften und informeller Regierungsformen kann den Staat in Frage stellen und dabei die Stabilität des Gesellschaftsvertrages gefährden. Gleichwohl ist auch ein zu starker Staat, welcher die gesellschaftliche Entwicklung hemmt, wenig hilfreich. Es wird darauf ankommen, die richtige Balance zu finden. Die nachhaltige Entwicklung von Ressourcen und der Umwelt kann dazu beitragen, wenn denn die Auswirkungen richtig verstanden werden und alle Akteure die richtigen Konsequenzen daraus ziehen. Um nachhaltigen Frieden zu erreichen, werden ökologisch sensible Lösungen nötig, die ebenso sozial und politisch relevant sowie für Nachkriegsländer erwünscht sind.

 

Für tiefergehende Details und Zitiernachweisen siehe Krampe, Florian. 2016. “Empowering Peace: Service Provision and State legitimacy in Peacebuilding in Nepal.” Conflict, Security, and Development 16 (1), pp. 53-73.

 

Florian KrampeFlorian Krampe ist Politikwissenschaftler und spezialisiert sich dabei auf die Themenbereiche Friedens- und Konfliktforschung, Internationale Beziehungen und politische Ökologie am Department of Peace and Conflict Research der Universität Uppsala.

Empowering peace: service provision and state legitimacy in Nepal’s peace-building process

My new article Empowering peace: service provision and state legitimacy in Nepal’s peace-building process got just published in the journal Conflict, Security and Development:

There is growing demand for an understanding of peace beyond the absence of violence. As such research focuses increasingly on the issue of state legitimacy as a tool to assess and understand peace processes. In this paper the relationship between service provision and state legitimacy is studied to assess whether the provision of services like electricity to rural communities of war-torn countries through state actors contributes to the consolidation of the post-war political system. The qualitative analysis of two localities in post-war Nepal highlights that service provision in the form of electricity through micro-hydropower yields tremendously positive socio-economic effects for rural communities. However, socio-economic development in combination with interactions among villagers has strengthened local autonomy through emphasising alternative local governance structures. This highlights that the relationship between service provision and state legitimacy is more complex than previous research anticipates. The absence of a positive effect on state legitimacy raises the question of whether in its current case-specific form service provision is conducive to the broader peace-building efforts in post-war Nepal, because it stresses the divide between state and society.

Krampe, F. (2016). Empowering peace: service provision and state legitimacy in Nepal’s peace-building processConflict, Security & Development16(1), 53–73.